Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr - hier in dem Fall handelt es sich um einen riesen Dschungel aus Begriffen und E-Nummern.
Ich versuche nun ein wenig Licht in das ganze Wirr-Warr zu bringen.
Merke: nur weil es der Katze schmeckt, heißt dies nicht, dass das Futter qualitativ hochwertig ist.
Als gesetzliche Grundlage dienen diverse EU-Richtlinien, die Futtermittelverordnung, die Liste der für Futtermittel zugelassener Zusatzstoffe und ein Katalog zugelassener Einzelfuttermittel.
Die Futtermittelverordnung legt zB fest, dass (fast) alles was im Futter ist auch deklariert werden muss und zwar gut sichtbar (Kennzeichnungspflicht) - manche Dinge müssen erst ab einer
bestimmten Menge deklariert werden.
Zudem ist vorgeschrieben, dass die Futterbestandteile in absteigender Reihenfolge ihrer Gewichtsanteile aufgelistet werden.
Die Zusammensetzung gibt also einen Hinweis auf die Qualität des Futters.
Man unterscheidet zwischen einer offenen, einer halboffenen und einer geschlossenen Deklaration.
Bei der offenen Deklaration muss jede Zutat einzeln aufgeführt werden - der Hersteller muss also bis zur kleinsten Zutat alles prozentual offenlegen.
Die halboffenen Deklaration nennt zwar die Inhaltsstoffe, allerdings ohne prozentuale Angabe, dafür nach absteigendem Gewicht angeordnet.
Bei der geschlossenen Deklaration können die Arten der Zutaten zu Futtermittelgruppen zusammengefasst werden (zB Fleisch- und tierische Nebenerzeugnisse - es ist nicht genau klar
welche).
Zudem muss angegeben werden, ob es sich um ein Alleinfuttermittel (deckt den Nährstoffbedarf ohne weitere Zusätze), ein Ergänzungsfuttermittel (deckt den
Nährstoffbedarf nur in Kombination mit anderen Komponenten ab) oder aber ein Diätfuttermittel (zB während einer Therapie) handelt.
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Futtermittelgruppen:
fast einzelne Futterbestandteile zu einer Gruppe zusammen - Weizen, Gerste und Reis werden zB gesammelt unter dem Begriff Getreide angegeben (siehe auch geschlossenen Deklaration)
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tierische Nebenerzeugnisse (Fleisch und Fisch):
werden in einer EU-Verordnung in drei Kategorien unterschieden (1: BSE-verdächtige Tiere, 2: die nicht sachgerecht zu Tode kamen), nur Kategorie 3 darf in Futtermitteln verarbeitet
werden: Innereien (zB Pansen, Leber, Zunge, Geflügelköpfe), Haut, Federn, Fell, Wolle, Fleisch welches aufgrund einer unterbrochenen Kühlkette nicht mehr für den menschlichen Verzehr
zugelassen ist, Blut, Hufe, Schnäbel und weitere Schlachtabfälle
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pflanzliche Nebenerzeugnisse:
hierzu zählt zB Gemüse, welche eine geringe Verdaulichkeit aufweisen. Ist die Menge an Kohlenhydraten zu hoch, kann es zu Blähungen oder weichem Kot kommen - Ballaststoffe (zB Cellulose)
wiederrum sind für einen funktionierene Darmtätigkeit wichtig
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pflanzliche Eiweißextrakte:
wird von den Herstellern als billiger Füllstoff genutzt - zB Soja
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Getreide:
selbsterklärend - zB Weizen, Soja oder Reis
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Bäckereierzeugnisse:
zB Brot oder Nudeln
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Milch und Molkereierzeugnisse:
zB Milchpulver, Molke oder Käse
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Zucker:
wird verwendet um die Farbe und Konsistenz des Futters zu "verbessern" - entgegen vieler Meinungen ist Zucker kein Lockstoff, da die Katze süß nicht schmecken kann - allerdings verstärkt
Zucker geschmacklich andere Inhaltsstoffe. Auf Dauer kann dies zu Übergewicht, Nierenerkrankungen und Diabetes führen. Beispiel: Karamell, Melasse, Inulin
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Öle und Fette:
Abfall aus der Lebensmittelindustrie - zB Brat- oder Fritierfett. Hochwertiges Fett (zB Hühnerfett) wird in der Regel gesondert deklariert
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Aromen:
Geruchs- und Geschmackststoffe
Abfallprodukte können Allergien auslösen und belasten zudem den Organismus - dies kann die Nieren schädigen oder aber auch die Bildung von Harnsteinen fördern.
In der EU-Verordnung sind zugelassene Futtermittel-Zusatzstoffe geregelt (EG-Zusastzstoffe).
Hierzu zählen technologische (zB Konservierungsstoffe und Gelier- und Bindemittelt), sensorische (Farb- und Aromastoffe),
ernährungspsychologische (Vitmaine und Mineralstoffe)
und zootechnische Zusatzstoffe (fördern die Verdauung und Stabilisieren die Darmflora - zB probiotische Mikroorgannismen).
Durch Erhitzung im Produktionsprozess werden viele Vitamine und Aminosäuren zerstört oder unverwertbar gemacht. Daher werden diese oft zusätzlich hinzugefügt um den täglichen Bedarf zu decken.
Oft liest man "mit xy" oder "mit xy-Geschmack" - aber was steckt eigentlich dahinter?
Der Verband FEDIAF europäischer Futtermittelhersteller hat die sogenannten Labeling Codes erstellt.
Das sind freiwillige Übereinkünfte über die Herstellung, Deklarierung und Vermarktung von Futter.
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"Huhn Geschmack": Huhn muss in dem Futter überhaupt nicht enthalten sein, jedoch ist hier ein Araomastoff, welcher angegeben werden muss, enthalten
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"aromatisiert mit Huhn": hier sind zwischen 0% und 4% Huhn enthalten
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"mit Huhn": mindestens 4% Huhn, welche deklariert werden muss, sind im Futter
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"reich an Huhn" / "mit extra Huhn": mindestens 14% Huhn
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"Huhn" / "Huhn Menü": mindestens 26% Huhn ist enthalten
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"Huhn pur": es darf, neben Wasser/Brühe, erlaubten (Nährstoff-)Zusätzen nur Huhn enthalten sein
Auch ein bisschen irreführend:
"Huhn" ist nicht das gleiche wie "Hühnerfleisch" - bei ersterem sind wirklich alle fleischigen Teile, also Muskelfleisch und Innereien, vom Huhn enthalten. Also was ist was?
- Geflügelmehl: kein Fleisch, sondern getrocknete Schlachtnebenprodukte (alles was kein Fleisch ist)
- Geflügelfleischmehl: reines Fleisch (nach dem Trocknen)
- Geflügelnebenprodukte: Blut, Eingeweide, Füße, Köpfe, Urin
- 100% aus frischem Fleisch: das Futter besteht nicht aus 100% Fleisch, sondern 100% von dem enthaltenen Fleisch sind frisch
- Fleisch- und tierische Nebenerzeugnisse (Huhn mind. 4%): von 100% Doseninhalt, kommen 4% vom Huhn (muss nicht zwingend Hühnerfleisch sein, sondern können auch Gedärme, Hirn oder Muskelgewebe
sein) - 4% Fleisch muss hier also nicht zwingend drin sein
Nicht alle Bestandteile müssen deklariert werden oder sind prozentual begrenzt. Dennoch führen grade "E-Nummer" oder Fachbegriffe zu viel Verwirrung was eigentlich dahinter steckt.
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E6 (Zink):
an Stoffwechselvorgängen beteiligt und trägt zur Wundheilung bei
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E127 (Erythrosin):
chemischer Fabrstoff - kann Schilddrüsenkrankheiten verursachen
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E170 (Calciumcarbonat):
Calciumcarbonat: natürliches Kalk
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E320 + E321 (Butylhydroxyanisol + Butylhydroxytoluol):
künstliche Antioxidantien - können Leberschäden und Krebs verursachen
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E406 (Agar agar) - muss nicht deklariert werden:
pflanzliches Geliermittel aus Rotalgen
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E407 (Carrageen) - muss nicht deklariert werden:
Bindemittel aus Rotalgen zur Herstellung sehr stabiler Gelees oder auch zäher Flüssigkeiten. Es wird oft in Mischungen mit anderen pflanzlichen Verdickungsmitteln
eingesetzt. Kann zur Veränderung der Darmschleimhaut und Geschwürbildungen führen und die Aufnahme bestimmter Mineralien verhindern
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E410 (Johannisbrotkernmehl) - muss nicht deklariert werden:
Verdickungsmittel aus dem Keimling des
Johannisbrot-Baumes - kann Allergien und Durchfall auslösen
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E412 (Guarkernmehl) - muss nicht deklariert werden:
Verdickungsmittel und Füllstoff aus dem Keimling der Guarpflanze - kann Verdauungsbeschwerden, Blähungen und Durchfall verursachen und zudem ein irreführendes Sättigungsgefühl auslösen
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E414 (Gummi arabicum) - muss nicht deklariert werden:
Verdickungsmittel und Füllstoff aus dem Harz einiger afrikanischen Akazienarten - kann Allergien auslösen
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E418 (Gellan) - muss nicht deklariert werden:
Verdickungsmittel welches aus Bakterien gewonnen wird
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E460 (Zellulose):
Verdickungsmittel und Füllstoff - kalorienfreier Ballaststoff
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E499 (Cassia Gum) - deklarationspflichtig:
pflanzliches Bindemittel - sorgt dafür, dass das Fleisch nicht zusammenklebt. Kann Verdauungsprobleme auslösen
- Ascorbinsäure: synthetische Form von Vitamin C
- Biotin: natürliches Vitamin H bzw. Vitamin B7 - für die Synthese von Kreatin
- Calciumjodat: Verbindung von Jod und Calcium
- Calicumphosphat: Calziumsalz aus Knochen
- Chloride: lebenswichtiges Mineral - reguliert den Wasserhaushalt
- Eisensulfat: wichtiger Nährstoff für die Sauerstoffübertragung, kann bei Überdosierung vergiften
- Folsäure: Vitamin-B-Komplex (Vitamin B9/11) - an verschiedenen Stoffwechselvorgängen beteiligt
- Jod: für die Bildung von Schilddrüsenhormonen
- Kupfer: lebenswichtiges Spurenelement, in größeren Mengen giftig
- Kupfersulfat: Spurenelement, in zu großen Mengen giftig
- Mangan: vielfältiger, lebenswichtiger Mineralstoff
- Mangansulfat: siehe Mangan
- Natriumchlorid: Kochsalz
- Pentahydrat: siehe Kupfersulfat
- Riboflavin: synthetische Form von Vitamin B2
- Selen: lebenswichtiges Mineral
- Taurin: lebenswichtige Aminosäure
- Tocopherol: Vitamin E
- Zinksulfat: synthetische Form von Zink
Zu einzelnen Vitaminen findest Du hier etwas.
Quellen:
http://www.dasgesundetier.de
http://www.gesetze-im-internet.de/futtmv_1981/
http://www.fediaf.org/self-regulation/labelling/
http://www.zusatzstoffe-online.de/zusatzstoffe/
http://das-ist-drin.de
http://www.bvl.bund.de
http://www.peteducation.com
https://www.dvtiernahrung.de